Guatamala I – first impressions of a totally different world

Hola Ihr Lieben,
und liebe Grüße aus Antigua, Guatemala. 

Eine ganz neue Welt für mich. Aufgrund meiner Reise und den vielen Erlebnissen habe ich mich gar nicht auf dieses Land vorbereitet. Und daher bin ich wahrscheinlich auch von den ersten Impressionen so überladen. Allein am Geldautomat bin ich schon verzweifelt, da ich mich nicht über den Wechselkurs informiert hatte. Und der Automat zeigte erst Beträge ab 100 Cinzales an. 300 einfach mal abgeholt aber danach leider festgestellt, dass man mit rund 35-40 Euro nicht ganz so weit kommt ;-) Mein Bruder fragte mich nachdem ich ihm mitgeteilt hab, dass ich gut angekommen bin, ob ich die Höhe hier merke. Höhe? Ja, genau genommen befinde ich mich hier auf gut 1.700 Höhenmetern – wovon ich aber nichts merke. Antigua liegt inmitten von Guatemala, hat ganzjährig Temperaturen von ca. 18-25 Grad und rund 35.000 Einwohner. Ein kleines süßes Städchen, was mich ganz stark an Trinidad (Cuba) erinnert. Ausschließlich Kopfsteinpflaster und alte Häuserfassaden. Mit dem Unterschied zu Trinidad, dass hier schon Autos, LKWs oder Motorroller die Straßen passieren und nicht nur alte amerikanische Schlitten oder die Hufen von Ochsen und Pferde klimpern. Das spannende an dieser Stadt sieht man allerdings nicht auf dem ersten Blick. Dieser ist alt, trist und ein wenig heruntergekommen. Aber trotzdem bunt. Wenn man aber in die Häuser eintritt erlebt man eine ganz andere Welt. Stilvolle Ladengeschäfte und wunderschöne Gärten und Innenhöfe, die liebevoll eingerichtet sind und voller Straßenhändlern sind. Das beste Beispiel ist hier McDonalds, von außen ein nicht hübsch anzusehendes rotes Gebäude, von Innen mit einer modernen, stilvollen Einrichtung und der Innenhof bildet eine kleine Wohlfühloase.

Reiseroute von Los Angeles nach Guatemala Stadt
Angekommen in Guatemala Stadt
McDonalds von Außen...
McDonalds von Innen - Wohlfühloase im Innenhof
Innenhöfe in Antigua
Park Central bei Nacht
Park Central bei Nacht
Zudem findet man in Antigua unzählige Märkte, ob Klamotten oder Souvenirs, Früchte oder Fleisch, man bekommt da alles. Hygienisch sieht anders aus, aber da muss ich ganz einfach und pragmatisch sagen: Herzlich Willkommen in der Dritten Welt. Aber das lächeln und die Lebensfreude der Menschen, die einem an jeder Ecke entgegengebracht wird, ist einfach wunderschön und lässt diese Zustände vergessen!

Fruchtstand am Straßenrand
Markthalle
So transportiert man hier die Waren :-)
So transportiert man hier die Waren :-)
Na, Hühnchen benötigt?!
Markt in Antigua
Frische Früchte an jeder Ecke :-)
Antigua ist von 3 großen Vulkanen umgeben, der Vulkan Fuego ist zudem noch aktiv und hatte den letzten Ausbruch Ende 2015. Dieser blubbert und knurrt jeden Tag friedlich vor sich hin oder stößt mal ein paar Aschewölkchen aus. Somit kann es schon mal sein, dass es ein bisschen Asche regnet oder es sich anhört, als würde es Donnern. Grundsätzlich knallt und knackt es hier aber überall. An meinem ersten Tag bin ich ein bisschen durch die Straßen geschlendert und wurde relativ schnell total blass, als ich zum einen die vielen Polizisten und Soldaten mit Maschinengewehren gesehen und zum anderen laute Schüsse gehört habe. Ersteres dient einfach der Sicherheit und die Schüsse symbolisieren gerade irgendeinen Festakt. Also wenn irgendwer irgendwas zu feiern hat zündet er ein Kanonenrohr an und es knallt, mehrfach über den gesamten Tag verteilt sodass ich mich mittlerweile 
dran gewöhnt habe ;-)
Vulkan Agua
Die meisten Menschen in Antigua verkaufen entweder selbstgenähte, bunte Accessoires, Ketten, Früchte oder Obst oder arbeiten als Spanischlehrer – gefühlt. An jeder Ecke gibt es Sprachschulen, die hier ausschließlich Einzelunterricht anbieten. Zudem gibt es an jeder Ecke Straßenhändler. Es ist ein totaler Kontrast zu den von mir bisher bereisten Ländern. Hier gibt es weder Verkehrsregeln, noch Helmpflicht oder eine Begrenzung der Personen, die auf einem Motorrad oder Roller oder im Auto sitzen dürfen. Oder die sitzen halt auf den Laderampen der Autos und LKWs. Alles drauf was passt lautet die Devise. Und Sicherheit gibt’s nicht. Ich musste mich zudem erst einmal wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen. Nach 3 Monaten Linksverkehr, wo ich auch selbst gefahren bin, ist das schon eine krasse Umstellung und man fragt sich an der Straße schon, von wo kommen jetzt die Autos ;-) Lustig ist auch, dass es eine Strafe gibt, falls man laut ist im Straßenverkehr – Hupen demnach verboten. Filter oder ähnliches kennen die Menschen hier auch noch nicht, es ist grau und dreckig von den Autos und die großen Brummer hinterlassen dicke schwarze Wolken beim Beschleunigen. Hinzu kommt eigentlich eines der größten Probleme Guatemalas. Nur wenige Menschen haben hier einen Ofen oder sichere Feuerstellen, um das Essen zuzubereiten. Die meisten haben ein offenes Feuer im Haus, die giftigen Gase werden demnach bereits im Kindesalter eingeatmet. Viele Organisationen kümmern sich somit darum, Öfen in den Häusern aufzustellen, um diese giftigen Gase im Wohn- und zum Teil auch Schlafraum zu vermeiden. Aufgrund der Temperaturen sind hier auch keine Heizungen vorhanden. Frauen tragen die Waren und Körbe auf den Köpfen und sind mit bunten Kleidern und Gewänden geschmückt. Generell herrscht hier eine total belebte Stimmung. Die Menschen sind sehr freundlich, grüßen jeden auf der Straße und sind super hilfsbereit. Ich bin von den Impressionen bisher noch echt platt, so ein Kontrast muss auch erstmal verarbeitet werden!

Nachdem ich in Guatemala City gelandet bin und die Sicherheitskontrollen passiert habe, stand bereits der Fahrer mit einem kleinen Schild, auf dem mein Name stand, in der Eingangshalle. Dieser hat mich dann zu meiner Gastfamilie gebracht. In der rund einstündigen Fahrt habe ich mit meinem gebrochenen Spanisch versucht, mich mit dem Fahrer zu unterhalten was aber kläglich gescheitert ist. Somit habe ich mir das Leben meiner nächsten Reiseetappe aus dem Autofenster angeschaut. Angekommen in Antigua wurde ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie empfangen. Chichi und Oskar heißen meine beiden Gasteltern, die kontinuierlich ihre 6 freien Zimmer an Studenten vermieten. Das Haus ist einfach aber liebevoll eingerichtet. Wie auch in anderen Häusern gibt es weder einen richtigen Herd, noch eine noch eine Spülmaschine oder Heizung. Gekocht wird auf offenen Feuer, gewaschen oder gereinigt mit kaltem Wasser. Der Boden wird gefegt und danach grob „feucht durchgewischt“. Meine beiden Gasteltern arbeiten zudem als Sprachlehrer, wodurch nicht nur in der Schule, sondern auch in der Casa das Spanisch im Vordergrund steht. Dazu kommt, dass beide auch kein Englisch sprechen. Im Haus wohnen zudem deren Kinder. Für die wunderbare Verpflegung sorgt die Haushälterin Sandra, die mit so viel Liebe sich um uns Studenten kümmert. Das Essen ist hervorragend und vor allem gesund und abwechslungsreich. Und selbst ich, wie sich hier wahrscheinlich gerade einige mit großen Augen fragen, esse wirklich alles was auf den Tisch kommt (obwohl ich häufig nicht ganz verstehen oder erkennen kann, was ich da esse ;-) Und es schmeckt :-)

Innenhof meiner Casa
Christlicher Glauben an allen Ecken
Mein Zimmer
Mein Zimmer
Blick von der Casa auf Agua
1.OG der Casa, Küche, Esszimmer und die Zimmer der Familie
Ein typisches Mittagessen mit Tortilla
La Cucaracha - na, habt ihr euch mal Gedanken zum Lied gemacht? Es handelt von einer Kakerlake die Marihuana benötigt, weil sie ohne nicht mehr richtig gehen kann (ein mexikanisches Revolutionslied ;-) Danke Mareike ;-)
Nachdem ich mich ein wenig mit der Stadt vertraut gemacht habe ging es dann auch schon los mit meinem ersten Schultag. Das war echt ein Erlebnis. Unzählige Studenten standen vor der Schule und wurden ausgerufen, als die jeweiligen Privatlehrer angekommen sind. Und mit dem ging es dann nicht in einen Klassenraum, sondern in einen wunderschönen Garten wo alle Studenten an Zweiertischen unterrichtet werden. Meine Lehrerin heißt Nidia, ist 39 Jahre alt und spricht nur wenige Wörter Englisch. Somit verständigen wir uns mit Pantomime oder mit meinem kleinen Wörterbuch im Handy :-) Aber es funktioniert und ist zudem super effektiv :-) Leider vermische ich allerdings die Sprache noch mit meinem tief im Gedächtnis vorhandenen französischen Vokabeln. Kaum zu glauben, dass sie so lange überlebt haben... Gelernt wird spielerisch, entweder mit einem Uno Spiel wo die Zahlen dabei einfach addiert werden damit man die Nummern kennt und aussprechen kann. Oder es wird Memory gespielt, damit man die Gegenteile (z.B. heiß – kalt, lang – kurz) sich besser einprägen kann. Ungewohnt ist aber, sich nach der Schule an den Tisch zu setzen, die Vokabeln zu wiederholen oder die Hausaufgaben zu machen. Man fühlt sich zurückversetzt in die Schule :-)
Erster Schultag - hab mir eine schöne Tasche für meine Unterlagen gekauft :-)
Garten als Klassenraum
Mein Schreibtisch inmitten von vielen Pflanzen :-)
Uno, dos, tres... spielerisch Nummern lernen :-)
Meine Lehrerin Nidia (max. 1,50 m groß) und ich :-)
Wer bin ich mal anders: Hausgegenstände auf Spanisch erklären - gar nicht mal so einfach :-)
Die Sprachschule bietet für die Studenten kostenlose Aktivitäten an. Somit habe ich nach dem ersten Schultag an einer kleinen Stadtführung teilgenommen. Die Menschen leben hier extrem nach dem christlichen Glauben und somit stehen Kirchen im absoluten Vordergrund. Menschen tragen sogar bis zu einem Jahr nach dem Tod eines geliebten Menschen schwarze Kleidung, um nach außen die Trauer zu symbolisieren. Und demnach lag auch der Schwerpunkt der Stadtführung (die auch auf Spanisch war, das war ein Spaß sag ich euch ;-) auf Kirchen. Ein weiterer Besichtigungspunkt war das Schokoladenmuseum. Guatemala trägt mit rund 5 % am gesamten Schokoladenanbau auf der Welt bei und somit wird das hier sehr ausgiebig präsentiert. Gekostet werden durfte auch, neben Schokoladentee gab es selbstverständlich auch pure Schokolade oder sogar Schokoladenlikör in diversen Ausprägungen. Lecker :-) Der letzte Punkte der Besichtigung war das einzige 5-Sterne Hotel in Antigua. Sehr beeindruckend und wunderschön.


Park Central
Innenhof 5 Sterne Hotel
Innenhof 5 Sterne Hotel
Innenhof 5 Sterne Hotel
Innenhof des Schokoladenmuseums
Innenhof des Schokoladenmuseums
Landschaft um Antigua
Innenhof des Marktes
Straßen von Antigua, voll mit Motorrädern
Antigua Stadt
Antigua Stadt
Antigua Stadt
Taxi fahren in Antigua - Tuc Tuc :-)
Zu Mittel- und Südamerika gehört natürlich auch die Liebe zum Salsa-Tanzen. Und somit habe ich mich am Dienstag für einen freien Kurs von der Schule angemeldet. Eine kleine Tanzschule, unzählige Studenten und somit kaum Platz um sich zu bewegen, ein gut 1,50 m kleiner Latino-Salsa-Lehrer und gefühlt 35 Grad.  Eine sehr lustige Mischung :-) Das tanzen war toll, ich bin zwar noch mehr Stock als Latina aber ich hab die Schritte halbwegs verstanden und das ist schon einmal mehr als ich auf Cuba geschafft hab ;-) Und ich werde es definitiv wieder machen :-)

Am Mittwoch habe ich dann meine erste Partynacht gefeiert. Mit den Mädels, die auch in meiner Gastfamilie sind, bin ich dann in die Stadt gezogen. Traditionell treffen sich die Sprachschüler aus der ganzen Welt im Las Vibras zur Ladys Night, um gemeinsam das ein oder andere Getränk zu sich zu nehmen und zu rhythmischen Latino-Beats, Reggaeton und einem Mix aus den neusten Hits der amerikanischen Charts zu tanzen. Für mich gab es allerdings alkoholfreie Getränke. Mein Fuß hat sich leider nichtig entzündet, sodass ich 5 Tage Antibiotika nehmen muss. An alle Herren aufgepasst: die Herren tanzen hier rhythmisch und nicht gröhlend nachdem sie gefühlte 10 Bier intus haben. Das ist hier ganz normal, Mädels damit zu begeistern :-) Der Club hatte viel Charme und aufgrund der Tatsache, dass Frauen Mittwochs 2 Freigetränke haben, werde ich hier wohl noch häufiger hingehen :-)

Rechts: die Kinder der Gastteltern, (Guatemala), Mitte: Brooke (Kalifornien), neben mir Anja (Schweiz)
Las Vibras
Partynacht :-)
Um tiefer in das Leben hier in Guatemala und auch in die Kultur der Maya einzutauchen habe ich am Freitag an einem Ausflug nach San Antonio teilgenommen. Hier wurde den Studenten, die gemeinsam mit den Lehrern in einem „Chickenbus“ (Spitzname der Schulbusse hier, aus meiner Sicht heißt der so, da hier so gequetscht wird als würden Hühner zum Schlachter gefahren werden) angereist waren, die Kultur der Maya näher gebracht. Neben deren Handwerk Weben (Handarbeit), welches die Haupteinnahmen darstellen wurde uns gezeigt, wie das Hauptnahrungsmittel Tortillas (Mais, einfach nur Mais mit Wasser als Teig und dann auf den Ofen, schmeckt genauso wie es klingt, Mais halt, brrrr...) zubereitet wird und schlussendlich auch wie eine traditionelle Hochzeit aussieht. Und schwupp die wupp war ich die Braut dieser Zeremonie und konnte mich vor Lachen nicht mehr halten :-) Grundsätzlich läuft die Hochzeit so ab, dass das Brautpaar mit den Eltern des Bräutigams einen Abend vorher die Zeremonie vornimmt. Die Braut muss in liebevoller Handarbeit über Jahre ein besonderes Tuch weben, welches an diesem Abend der Schwiegermutter übergeben wird. Zurück bekommt Sie eine Schürze als Symbol, dass sie für den Sohn gut sorgen soll (Emanzipation Fehlanzeige!). Besondere Roben und Tücher werden getragen, um dieses Festakt besonders hervorzuheben. Nachdem mit Weihrauch der Bräutigam ordentlich eingenebelt wurde (damit seine vorherigen Frauengeschichten vergessen werden), wird das Brautpaar mit Blumen bestreut. Anschließend wird getanzt, bis um Mitternacht, ohne Essen, ohne Trinken. Nachdem dieser Abschnitt vollzogen ist muss die Braut die Schürze umlegen, um Tortillas zu backen (aufgrund der Zeremonie und der Kleidung ist nicht mehr viel Geld da, um ein anderes Essen zu zaubern). Eine Hochzeitsnacht gibt es zudem nicht, die Braut muss zeigen, was Sie am Herd kann… Und wie gut Sie einen Krug auf dem Kopf tragen kann. Ich sags euch, dieses Teil ist Ton, kein Plastik, wiegt leer schon ein paar Kilos und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie schwer das Teil mit Wasser ist. Ich hatte so schon zu kämpfen. Von Balance mal gar nicht zu sprechen, ich wollte dieses Teil nicht loslasse da ich die Tonscherben schon auf dem Boden gesehen habe ;-) Traditionell bekommen Maya-Familien rund 12 Kinder, ja ihr habt richtig gelesen: 12!!!! Und in diesem Zusammenhang wurde mir direkt mal eine Puppe angebunden um zu simulieren, wie traditionell die Kinder getragen werden. Umgebunden, festgebunden, damit man die Hände frei hat um die anderen Kinder an die Hand zu nehmen. Und nicht zu vergessen, auf dem Kopf wird alles getragen. Eine total andere Welt! Nachdem wir den Festakt ausgiebig simuliert haben gab es noch eine Kleinigkeit zu essen bevor wir uns dann wieder auf dem Weg zurück nach Antigua gemacht haben.

Chickenbus (die moderne Variante)
Brooke und ich auf dem Weg zur Maya Familie
Weben der Mayas - manche Decken benötigen bis zu 6 Monate!!!
Tortilla-Time
Anziehen für die bevorstehende Hochzeit (da wusste ich noch nicht, dass ich die Braut bin ;-)
traditionelle Hochzeit
Und da ist die Braut ;-) links: Eltern des Bräutigams (Australien, USA), rechts: Brautpaar (Deutschland, England)
Die Wedding-Zeremonie
Weihrauch für den Ehegatten
Blumen für das Brautpaar
Baby-Transport, ganz einfach in einem Tuch
eins meiner 12 Kinder
richtig geschnürt ist halb gewonnen...

Am Samstag haben wir gemeinsam Anjas 21. Geburtstag gefeiert. Nach dem Frühstück sind wir zu einer organischen Farm gegangen, die Samstags einen Markt hat. Nach einem ziemlich weiten Fußmarsch haben wir uns auf dem Markt umgeschaut und schnell den Besitzer kennengelernt. Dieser hat uns angeboten, uns eine Führung durch die Plantagen zu geben und uns die Arbeit genau vorzustellen. Ein tolles Erlebnis. Vor allem zu verstehen was "Organic" eigentlich bedeutet. Es geht nicht nur darum, dass Pflanzen, Früchte und Gemüse nicht gespritzt werden. Es geht um viel mehr. Es geht um den kompletten biologischen Kreislauf, der in der Massenproduktion nicht eingehalten wird. Zu teuer, zu aufwändig und zu platzraubend. Auf dieser Farm wird dies aber gelebt. Und das war beeindruckend. Es gab ein großes Gehege von freilaufenden Hühnern und Enten, die an diesem Kreislauf teilnehmen. Diese bekommen Gemüse und all das, was auf dieser Farm wächst als essen und helfen mit ihren Ausscheidungen dabei, das organische Düngemittel zu produzieren. Alles wird kompostiert wie im normalen biologischen Kreislauf. Man braucht die Tiere, um diesen Kreislauf einzuhalten. Zudem werden die Eier aber auch auf der Farm verkauft. Nach der langen Zeit mit Jenny, die bereits sehr stark darauf achtet woher das Essen kommt, wie es angebaut oder gezüchtet wird oder auch was dahinter steckt, bin ich bereits sensibilisiert worden. Auch den Fleischkonsum an sich haben wir in unserer gemeinsamen Zeit hinterfragt und auf max. 2 x pro Woche reduziert. Es soll was besonderes und nicht jeden Tag selbstverständlich sein. Aber dieses Erlebnis hat meine Augen nochmal ein Stückchen weiter geöffnet. Es ist so einfach für uns, bewusst einzukaufen. Wir haben alle Möglichkeiten, an diese Produkte zu kommen. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, wir hätten auch die 2,3 Euro mehr übrig, um dies auch auszugeben. Schließlich können wir uns auch den neusten HD-Fernseher leisten. Aber wir tun es nicht. Wir setzen im Leben andere Prioritäten. Materielle Prioritäten. Anstatt an unsere eigene Gesundheit und den biologischen Prozess zu achten. Wir kaufen Fleisch aus Massentierhaltung weil es günstiger ist, kaufen Obst und Gemüse im Aldi und kümmern uns gar nicht um den dahinterstehenden Kreislauf. Aber warum nicht? Sind wir zu faul uns mit diesem Thema zu beschäftigen? Sind wir zu verwöhnt, da wir uns jeden Tag auch Fleisch kaufen könnten? Ich werde mich mit diesem Thema intensiver beschäftigen und denke über ein paar Tage Volunteering auf der Farm nach. Ich möchte die Hintergründe näher kennen lernen und tiefgründiger verstehen, was eigentlich dahinter steckt. Warum diese Zeit nicht nutzen, um sein eigenes Nutzungsverhalten zu hinterfragen? Schließlich bin ich immer diejenige gewesen, die Sprüche wie "Fleisch ist mein Gemüse", "ohne Fleisch geh ich Tod" oder "du findest keine Freunde mit Salat" in den Mund genommen hat... Den Abend bzw. Anjas Geburtstag haben wir in einer Taccobar und im Club Las Vibras ausklingen lassen. Mal wieder ein toller Tag auf meiner Reise :-)


Improvisation hoch 35: da ich keinen Geburtstagskuchen für Anja bekommen habe gab es die Kerzen zum Frühstück im Brot :-D
Organic Farm
Organic Farm
Organic Farm: na, schon einmal daran gedacht, ein Stiefmütterchen zu Essen? Ich auch nicht, aber ungespritzt auf der Farm ist das möglich.... und es schmeckt ;-)
Organic Farm - Markt
Organic Farm
Organic Farm
Partynacht in Antigua
leckeres Abendessen in einer Tacco Bar
Partynacht in Antigua, die Mutti und ihre Schäfchen
Las Vibras: die Mutti mit ihren Schäfchen
Am Sonntag haben wir zunächst gemeinsam in einem Restaurant gefrühstückt (ich habe zwar Vollpension, Sonntags ist allerdings Ruhetag) und wurden auf dem Weg dahin von dekorierten Straßen überrascht. Die Menschen feiern heute den "Corpus Christus" und somit findet eine Prozession durch die ganze Stadt statt und Blumenmeere wurden dafür vorbereitet. Die Kirche bzw. der Glaube und die Religion hat hier einen besonderen Stellenwert. Es ist nicht wie bei uns, ein sehen und gesehen werden. Kein Ausflugsziel am Sonntag Morgen, kein Kaffeeklatsch. Es ist Glaube, Verbundenheit und Lebensgefühl. Der Glaube dieser Menschen macht Sie starkt und trotz der wirklich einfachen Umstände in diesem Land sind diese Menschen glücklich. Glück ist nicht materialistisch, davon können wir uns alle noch eine große Scheibe von abschneiden! Nur könnten die mal mit dem geballer aufhören. Da läuft extra eine Belegschaft an Herren mit, die Knallkörper an jeder Ecke zünden. Es nervt.... Danach habe ich mir hier auf dem Fernseher das erste EM-Spiel der Deutschen angeschaut. Der spanische Kommentator hat dabei absolut zu meiner Erheiterung beigetragen. Mit so vielen Emotionen wie er das Spiel kommentiert hat, mit so vielen Wörtern um sich geschlagen hat, einfach amüsant. Den Abend haben wir dann in einem Rooftop-Restaurant ausklingen lassen. Für mich gab es ein hervorragendes Cordon-Bleu mit Pommes - ein bisschen Heimatgefühl ;-)


geschmückte Straßen für die Prozession
geschmückte Straßen für die Prozession

Prozession
Prozession
Abendessen am Sonntag
Die erste Woche in Guatemala ist somit bereits um, drei weitere folgen. Grundsätzlich geht es mir hier sehr gut, die Familie und vor allem Sandra kümmert sich liebevoll um mich. Die anderen Sprachschülerinnen sind sehr nett und es ist immer wieder lustig sich mit denen am Essenstisch zu unterhalten. Brooke und Maia kommen aus Kalifornien, Anja aus der Schweiz und somit sprechen wir einen Mix aus deutsch, spanisch und englisch. Wie es gerade passt :-) Und wir unternehmen viel zusammen, sei es meinen geliebten Frozen Jogurt essen, über die Märkte schlendern oder einfach mal Blödsinn reden. Ich bin allerdings sehr K.O. von den Eindrücken und der Sprachschule. Der Einzelunterricht ist toll aber auch sehr anstrengend. Zudem habe ich die ersten Nächte hier echt nicht gut geschlafen. Einmal aufgrund eines Erdbebens, welches sich um rund 4:30 Uhr Nachts ereignet hat. Die Tür vibrierte und klapperte und mein Bett hat sich aufgrund der Eruption ein Stückchen zur Seite geschobene. Ich war total überfordert, denn ich wusste nicht was ich tun sollte. Rausrennen, Türrahmen suchen oder einfach liegen bleiben? Letztendlich bin ich relativ schnell wieder eingeschlafen… Das Erdbeben war an der Westküste Guatemalas und hatte sogar eine Stärke von 4,8 im Epizentrum…. Aufgrund des wenigen Schlafs und den Eindrücken gönne ich mir nach dem Mittagessen meist eine Siesta und schlafe ein bisschen, je nachdem wie auch das Wetter ist. Aktuell ist es ein Mix aus allem, starke Regenschauer, Gewitter, purer und heißer Sonnenschein oder auch bewölkt. Winterwetter in Antigua mit Temperaturen von rund 20-25 Grad :-)

Weitere Impressionen folgen :-) Ich bin ja noch ein bisschen hier...

Hasta luego,
Eure Sandra

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